Neue Chancen für den #Heimathafen

 

Manchmal muss man auch einem Flughafen kräftig unter die Flügel greifen, damit er nicht abstürzt oder in der Bedeutungslosigkeit versinkt. Ein Schicksal, das dem Paderborner Airport erspart bleibt, denn Flughafen-Management, Wirtschaft, Behörden und Politik haben auf ihren verschiedenen Kanälen und im Schulterschluss dafür gesorgt, dass hier in den nächsten Jahren die Lichter noch nicht ausgehen. Ein endgültiges Sorglos-Paket ist das alles natürlich nicht, aber es verschafft dem Flughafen und seinen Anteileignern, den Kommunen, wieder die Luft, um finanziell durch zu schnaufen. 736 000 Passagiere (nur noch fast halb so viele wie im besten Jahr 2000) und mehr als 42000 Flugbewegungen verzeichnete der Airport im vergangenen Jahr. Das ist beileibe kein Pappenstiel, aber auch weit entfernt von den besten Zeiten. 

Schon einige Dutzend große und kleinste Airlines hatten einmal Paderborn zu ihrem Absprunghafen erkoren, boten selbst Inselhüpferdienste an die Nordseeküste an. Für einige der Anbieter kam das Aus schneller als erwartet, andere hielten auch in Krisenzeiten durch. Die spanischen Sonneninseln, Italien, Griechenland, Ägypten und die Türkei gehören heute zu den wichtigsten touristischen Zielen. Vor langer Zeit standen sogar Paris und Amsterdam auf den Abflugtafeln als Verbindungskreuze in alle Welt. Geblieben sind Frankfurt (bis zum Frühjahr 2020) und München. Alles sind Verbindungen Richtung Süden – und jetzt kommt wie aus heiterem Himmel Moskau dazu. Ganz offiziell wurde dieser Vorgang im Bundesverkehrsministerium und im NRW-Verkehrsministerium von Hendrik Wüst unter dem Arbeitstitel lange als „bilaterale Luftverkehrsbeziehungen zwischen des Bundesrepublik Deutschland und der Russischen Föderation geführt. Die Paderborner Hartnäckigkeit zahlte sich am Ende aus. Paderborn hat das Rennen gemacht und bietet in der zweiten Jahreshälfte den dreistündigen Direktflug in die russische Metropole an. Damit hat Paderborn selbst Dortmund, Münster und Kassel-Calden ausgestochen, die nächstgelegene Konkurrenz ist Hannover und Düsseldorf.

Ich habe seit mehr als zwei Jahren in direktem Kontakt mit unserem Verkehrsminister gestanden und  -  ebenso wie unser Bundestagsabgeordneter Carsten Linnemann auf seiner Berliner Schiene - für die Interessen der heimischen Wirtschaft und der vielen Paderborner Bürger mit engen familiären Verbindungen nach Russland geworben und gekämpft. Und ich danke allen Beteiligten, die sich hier persönlich eingebracht haben, dass es mit den Genehmigungen und den Lizenzen geklappt hat. So muss es laufen, wenn die Interessen einer Region erkannt und gemeinsam durchgesetzt werden. Seit 2017 gab es bereits Gespräche auf Ebene des Paderborner Airports und einer russischen Fluggesellschaft, und es sah zwischendurch gar nicht so positiv für unseren Airport aus. Doch der Zuschlag kam dann vor ein paar Wochen und die Paderborner können sich dem Vernehmen nach auf äußerst attraktive Flugtickets freuen. So hat es sich ausgezahlt, dass die Landesregierung die von Rot-Grün vorgenommene Herabstufung des Flughafens als nur noch „regional bedeutsam“ sofort wieder zurückgenommen hat. Daran kann man sehr gut ablesen, dass letztlich alle Bausteine passen müssen. Das Defizit, das Paderborns Airport jährlich einspielt, hat sich zuletzt auf 5,7 Millionen Euro erhöht. Ich bin nun froh, dass die kommunalen Gesellschafter trotz angespannter Haushaltslage und der zunehmenden Kritik an Umweltschädigungen durch den Luftverkehr den Knoten durchschlagen haben und einer Verlustabdeckung auf bis zu fünf Millionen Euro im Jahr zugestimmt haben. Letzter im Bunde war die Stadt Bielefeld, die durch Oberbürgermeister Pit Clausen gleichzeitig betont hat, dass die Schließung des OWL-Flughafens sicher keine Option und Alternative gewesen sei.
  
Um hier finanziell noch etwas Spielraum zu haben, kommt auch die jüngste Nachricht aus dem Verkehrsministerium gerade richtig: Rund 1,5 Millionen kann der Flughafen künftig jährlich sparen, wenn die Deutsche Flugsicherung künftig die Kontrolle und die damit verbundenen Personalkosten übernimmt, wie es an den großen Flughäfen in Deutschland schon lange üblich ist. Dies hatte zu einer von uns immer wieder kritisierten unfairen Wettbewerbsverzerrung gegenüber den kleineren Airports geführt, deren Gesellschafter diese Kosten selber aufbringen mussten. Auch hier gilt: Getrennt marschieren, gemeinsam handeln. Es mussten zähe Verhandlungen geführt werden, und am Ende war es wieder das Netzwerk Paderborn-Düsseldorf-Berlin, das den Ausschlag gegeben hat. Trotz der Erfolge bleibe ich bei meiner Überzeugung, dass unser Flughafen auf Dauer in seinem ureigenen Geschäft erfolgreich sein muss, so schwierig die externen Faktoren sich auch darstellen. Angesprochen sind dabei natürlich auch weiterhin unsere heimischen Unternehmen in OWL, dieses wichtige „Wirtschaftsstandbein Airport“ nach Kräften zu nutzen und damit zu unterstützen.

Foto: © Hartwig Höschen