Mehr Vorbilder aus Paderborn benennen! - Straßennamen in Paderborn

 Es ist überall in Europa guter Brauch, verdiente Frauen und Männer aus Kunst, Gesellschaft, Wissenschaft und Politik dadurch zu ehren, dass Straßen, Plätze, öffentliche Häuser, ja sogar Züge und Flugzeuge nach ihnen benannt werden, um die Erinnerung an sie wachzuhalten. In aller Regel müssen die so Geehrten bereits verblichen sein, um ihnen und ihren Nachkommen diese Ehre zuteil werden zu lassen. Das ist auch gut so, denn der Zeitgeist beurteilt die Leistungen Prominenter oft und zurecht völlig anders, als die Zeitgenossen selbst.

Dass auch in Paderborn inzwischen viel mehr Frauen auf Straßenschildern vertreten sind, ist richtig und erfreulich. Doch wer für die Bürger als Adressengeber fungieren darf, bleibt weiterhin nicht unumstritten. Mit dem Heimatverein als Vorschlagendem hat die Stadt Paderborn sicher die richtige Wahl getroffen. Hier liegt geschichtlicher Sachverstand fernab jeglicher Bevormundung. Gefragt sind vorzugsweise Prominente und Vorbilder aus dem Raum Paderborn, die die Bedeutung der Person und ihre Herkunft unterstreichen. Aber wenn es beim Versuch der Namensgebung von Straßen für das neue Entwicklungsgebiet Alanbrooke offensichtlich schon nicht mehr genügend Frauennamen gibt, die geeignet erscheinen, mache ich mir Sorgen, wie dem bei der rasanten künftigen Stadtentwicklung noch ausgewogen Rechnung getragen werden kann. Wundern muss ich mich, dass jetzt sogar Nelson Mandela vorgeschlagen wird. Mir ist nicht bekannt, dass er jemals in und um Paderborn gesehen wurde, geschweige denn hier sichtbare Spuren hinterlassen hat. Wenn weltweite Prominenz und Expertise ausreichen, um auf heimischen Straßenschildern verewigt zu werden, können wir uns in Zukunft die ganze lokal befeuerte Debatte sparen. Oder wir vergeben, wie heute so gerne gewünscht, exakte Quoten: für lokale Frauen und Männer, für globale Koryphäen oder für bislang noch benachteiligte Gruppen. Sehr gute, aber bisher immer noch unberücksichtigte, Vorschläge, die wiederholt von verschiedenen Personen vorgetragen worden sind, wie z. B. der verdiente Pastor Jürgens, könnten damit dann vielleicht endlich auch einmal zum Zuge kommen.

Vor diesem Hintergrund fordere ich dazu auf, dass aus der Bevölkerung heraus unserem Heimatverein Vorschläge unterbreitet werden, die vielleicht auch nur im Verborgenen Gutes und Überragendes geleistet haben. Gerade die Kriegs- und Nachkriegsjahre haben solche Charaktere hervorgebracht. Damit sollten auch vermehrt Frauen in den Blickpunkt genommen werden können: Lehrerinnen, Mütter, Ärztinnen, Frauen in Vereinen und Gruppen und Lokalpolitikerinnen, die unseren Wiederaufbau in Paderborn gestaltet und tatkräftig vorangetrieben haben. Es müssen beileibe nicht immer nur Träger des Bundesverdienstkreuzes sein, die zum Vorbild taugen.

Foto: © Hartwig Höschen