Daniel Sieveke berichtet vom 1. Digitalen Parteitag der CDU Deutschlands

 Als es in die Stichwahl ging, war für die meisten der 1001 Delegierten und die mehr als 200.000 unter Hochspannung stehenden Zuschauer auf den Parteitags-Websites und an den Bildschirmen zuhause eigentlich schon absehbar, wer neuer CDU-Parteivorsitzender wird. Nachdem Norbert Röttgen mit 224 Stimmen bereits aus dem Rennen war und Friedrich Merz mit 385 Stimmen nur hauchdünn vor Armin Laschet lag, rechneten viele damit, dass Röttgens bisherige Unterstützer mehrheitlich ins Laschet-Lager wechseln würden. Und mit 521 zu 466 schaffte NRW-Ministerpräsident Armin Laschet dann in der digitalen Abstimmung auch den Sprung an die Parteispitze der Christdemokraten.

Die wenige Tage später ausgewerteten Stimmen der Briefwahl bestätigten schließlich den Willen der CDU-Delegierten, im Bundestagswahljahr den neuen Parteivorsitzenden und möglichen Kanzlerkandidaten Laschet sowie mit ihm den gesamten Parteivorstand mit einer breiten Mehrheit auszustatten: Der neue „Chef“ bekam letztendlich 796 Stimmen, das sind 83,35 Prozent der Stimmen. Die Briefwahl war notwendig, weil das Parteiengesetz digitale Wahlen lediglich als politisch bindend ansieht und eine Schlussabstimmung per Briefwahl fordert. Dabei stand dann aber nur noch die Kandidaten auf dem Stimmzettel, die die digitale Vorabstimmung für sich entschieden hatten. Einen großen Erfolg konnte bei den Wahlen zum stellvertretenden Parteivorsitzenden unser heimischer Bundestagsabgeordneter Dr. Carsten Linnemann verbuchen mit einem Traumergebnis von 87,3 Prozent!

Hört sich kompliziert an, ist aber unterm Strich problemlos gelaufen.

Ich habe in den zurückliegenden Jahren an allen NRW-Landesparteitagen und Bundesparteitagen als Delegierter teilgenommen und kann bestätigen, dass digitale Parteitage zwar ihren ureigensten Zweck und damit die hohen Hürden des Corona-Schutzes erfüllen. Ein Ersatz für „richtige“ Parteitage und Konferenzen – und das gilt im kommunalen Bereich wie auf Landes- und Bundesebene - können digitale Diskussionen und Abstimmungen niemals sein. Das persönliche Gespräch, das Kennenlernen von Kandidaten, die allgemeine Stimmung auf Parteitagen, die sicherlich auch eine wesentliche und über reine Fakten hinaus gehende Grundlage für Entscheidungen ist, macht eine Volkspartei erst wirklich aus. Man mochte in der Vergangenheit manchmal auch ungeduldig sein ob der vielen Redebeiträge selbst zu nicht so brennenden Themen: Aber nur so ist sichergestellt, dass alle Meinungen und Vorschläge zum Zuge kommen und berücksichtigt werden können. Nur so schafft man die breite Basis und damit Vertrauen in gute Politik.

Das Problem, sich entweder nur auf Distanz oder gar nicht mehr persönlich zu treffen, haben wir in den vergangenen Monaten in unserem Kreisverband und den Stadt- und Gemeindeverbänden zu genüge erlebt und unter den gegebenen Umständen auch gemeistert. Aber viele von uns vermissen die Nähe zu Parteifreunden, das vertrauliche Gespräch oder einfach die Atmosphäre von Versammlungen, bei denen viele Diskussionen erst beim gemütlichen Teil in Fahrt kommen. Ich bin sicher, dass Corona uns zwar noch eine Weile in Atem hält und unser gewohntes Leben stark reglementiert. Genauso sicher bin ich mir aber, dass wir nach der Impfung eines Großteiles der Bevölkerung und der weiteren Einhaltung von Vorsichtsmaßnahmen wieder zurückkehren zu einem weitgehend normalen Leben und Miteinander.

An dem digitalen Bundesparteitag haben aus dem Kreisverband Paderborn folgende Delegierte teilgenommen: Dr. Carsten Linnemann, Daniel Sieveke, Christoph Rüther, Kevin Gniosdorz, Ulrich Lange, Maria Junge, Martina Gramlich, Moritz Pöppel und Bernhard Hoppe-Biermeyer.

Foto: © Daniel Sieveke